Technologie in Reichweite, aber doch so weit weg.
Google veröffentlicht auf YouTube bereits seit geraumer Zeit komplette Filme unter der Creative Common Lizenz, inzwischen geht dort aber zumindest für den amerikanischen Markt schon deutlich mehr: Als Videothek bietet YouTube Filme an. Im aktuellen Beispiel macht man das in Zusammenarbeit zum Sundance Film Festival, immerhin die größte Veranstaltung ihrer Art für unabhängige Kinos in den USA. Bei YouTube bietet Google die Möglichkeit die aktuellen Filme von dem Festival auszuleihen und deren Premiere quasi online zu sehen, wann, wo und wie man will, für einen Preis zwischen 3,00 und 5,00$.
Nach Google Voice und Music ist man erneut auf dem Weg, nur für seinen Heimatsmarkt etwas zur Verfügung zu stellen, Innovation und Technlogie. Grund genug ein Auge darauf zu werfen was wir eigentlich haben – oder besser gesagt nicht haben dürfen.
Vor der GEMA Eskalation war YouTube das Portal für Musikvideos, danach sind es die Videologs und Miniclips die unter den 3 Milliarden abgespielten Videos pro Tag die viele deutsche immer wieder auf das größte Videoportal bringen. Verglichen mit den USA, wo Videoblogger aktiv unterstützt werden, sieht man direkt woran es bei uns harpert: Die Restriktion und Zielsetzung auf einen kleinen Teil des Internets finden auch hier statt.
Der Schritt in Richtung Filme soll für YouTube den Weg ebnen auf den nationalen Konkurrenten NetFlix, die 7 Minuten Differenz bei der durchschnittlich verbrachten Zeit monatlich aufzuholen und sich so für Werbepartner auch in diesem Bereich in die Spitzenposition zu bringen, auch wenn man mit knapp 126,5 Millionen eindeutigen Besuchern im Monat klar das größte Videoportal stellt. Ein weiterer Grund für die eigene Videothek findet man das Interesse vom Internet nicht mehr zum größten Teil in Abhängigkeit zu Werbeeinnahmen zu stehen.
Aber warum sehen wir keine Filme von Universal, 20th Century oder anderen großen Filmlabels? Geschweige denn wieso haben wir nicht die Möglichkeit, von den unabhängigen Studios die Filme vom Festival anzuschauen?
Die TV und Filmindustrie sieht sich selber mit ihrem Geschäftsmodell nicht als kaputt an und ist daher auch nicht dazu bereit einen Schritt in Richtung Apple’s iTunes, Google’s TV oder YouTube zu machen. Rein auf die wirtschaftlichen Zahlen bezogen, kann man das natürlich so im Raum stehen lassen, aber solange ein System wie Megaupload für insgesamt 900 Millionen verlorene Einnahmen sorgen kann und gleichzeitig selber Geld mit zahlenden Kunden machen kann, zeigt ein enorm wichtiges Indiz was die Musikindustrie auf eine enorm harte Weise lernen musste.
Dabei ist Megaupload nicht der erste Dienst der solch ein Ausmaß wiederspiegelt, es wäre auch schlimm wenn Herr Dotcom als erster auf diese Idee gekommen wäre, davor gab es Seiten wie Silo die ebenfalls über die Grauzone der One-Click-Hoster hinaus eine Grenze überschritten haben, oder Dienste wie Usenext.
Nach dem Ende von Megaupload am vergangenen Donnerstag ist wohl für viele Personen wieder der Zeitpunkt gekommen, sich gegen überteuerte Preise für Filme, ungerechtfertigte Lizenzen und Kopierschutzvorkehrungen zu beschweren.
In der Vergangenheit war es primär Napster, welcher der Musikindustrie die Augen geöffnet hat – Wer „The Social Network“ gesehen hat, kennt auch die Meinung von Sean Parker dazu, der man mit etwas Nachdenken auch einfach mal Recht geben kann. Auch wenn es dort bei weitem noch nicht perfekt ist.
Was hat man in den letzten 10 Jahren in Richtung Netzpolitik, Copyright und Lizenzen unternommen? Wo wurde eine Grenze gezogen? Im Prinzip sind keine effektiven Schritte der Politiker in diese Richtung auffindbar. Und so war es nun die Film- und Musikindustrie, welche den für sich bestmöglichen Gesetzesentwurf als Vorschlag unterbreitet haben.
So penetriert man seine potentiellen Kunden lieber mit einem SOPA und PITA, um aufs Herzblut sein Geschäftsmodell und Veröffentlichungsprinzip beibehalten zu können.
Das Internet ist weltweit, und solange es Lizenz- und Geschäftsmodelle gibt, die dagegen arbeiten, wird es Mittel geben, diese zu umgehen – Teilweise handelt es sich dabei um eine Grauzone, aber in den meisten Fällen ist es illegal.
Jeder der gegen SOPA und PITA protestiert hat, schrieb etwas über ein freies und weltweites Internet – Auch gegen Piraterie wurde größtenteils eine einheitliche Meinung vertreten, was ohne Frage gut ist, aber um die Piraterie geht es mir nicht.
Innovation, wichtige Werkzeuge die das Internet lebendiger machen, Technologie – Warum schafft es ein Google nicht ihre Videothek weltweit anzubieten? Warum limitiert ein Google die eigene Technologie für ein anderes Land, obwohl man gar nicht immer auf Lizenzen angewiesen ist? Warum werden Innovationen erst einmal vor sich her geschoben statt sie weltweit zu etablieren? Nicht immer ist es die GEMA, nicht immer ist es ein Lizenzmodell.
Wird Google vielleicht in 10 Jahren auch den Anschluss verlieren und selber einen Gesetztesentwurf vorstellen?
Da bleibt mir nur noch ein #NoMoreBoundaries in den Raum zu werfen.
Randnotiz: Zwar wird hier häufiger Google erwähnt, doch ist das keinesfalls nur auf Google anwendbar. Natürlich gilt das auch für Facebook (Release von Features), Amazon (z.B. Amazon Cloud) und viele, viele mehr.
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Eine Antwort
[…] Interessant ist der Award für Twitter mit dem größten sozialen Einfluss, was wohl in Deutschland vor 5 Jahren noch an StudiVZ und heute an ein Facebook mit dem täglichen Gang zur Bushaltestelle oder ähnlichem unnützen Kommentar für die Chronik gehen würde – Wohl durch Sprachbarrieren findet man Twitter wieder einmal sehr nah, aber irgendwie doch so weit weg… […]