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Aderlass der Moral – wie Manager ihrer Mitarbeiter ausbluten

Aderlass der Moral – wie Manager ihrer Mitarbeiter ausbluten

„Du kannst Mitarbeiter nicht motivieren. Du kannst nur aufhören, sie zu demotivieren.“ Diesen doch recht bekannten Satz bekommen meine Seminarteilnehmer bei Agile Basics regelmäßig zu hören. Aber was genau steckt dahinter? Mit welchen Handlungsweisen schafft ein Manager eine perfekte Demotivation seiner Mitarbeiter? Ich habe euch ein paar Beispiele zusammengestellt.

Kreativität? Nein Danke!

Der Vorgesetzte gibt den Weg für die „gemeinsamen“ Ziele klar vor. Die Mitarbeiter sollen nach seinem Plan handeln und bitte bloß nicht abweichen. Unterstrichen wird das ganze noch mit Aussagen wie diesen:

  • „Das ist so am besten, wie ich das denke.“
  • „Das haben wir immer so gemacht, das hat sich so bewährt.“
  • „Wir wollen hier nichts Neues. Nur kein Risiko eingehen.“

Der ein oder andere Satz ist euch in der beruflichen Laufbahn sicherlich auch schon untergekommen. Und konntet ihr euren Stellenwert im Unternehmen dann noch erkennen? Ich befürchte nicht.

Mitarbeiter müssen auch mal „out of the box“ denken. Eingeschränkte Kreativität ist pures Gift für die persönliche Entfaltung, Entwicklung, Begeisterung. Raus aus der Schublade mit den Mitarbeitern. Denn in Schubladen gehört nur stupides Büromaterial. Und das sind unsere Kollegen ganz sicher nicht.

Ich kann das doch viel besser! – Micromanagement

Gerade „gewachsene“ Führungskräfte, die über mehrere Jahre hinweg innerhalb der Abteilung oder des Unternehmens aufgestiegen sind, gehört leider viel zu oft zur Spezies „Micromanager“. Da wird sich als Geschäftsführer mit dem Zuckergehalt des Glühweins auf dem Christkindlmarkt der Azubis beschäftigt. Oder ob ein Konvolut von Haftnotizen an einer Glaswand hängt. Glaubt ihr nicht? Alles schon erlebt!

Aber was ist der Grund dafür? Vielleicht sind diese Micromanager noch nicht in ihrer neuen Rolle angekommen und greifen somit gerne auf „sicheres Gebiet“ zurück. Ihr Fachgebiet. Mit dem Ergebnis, dass sie zum Oberlehrer mutieren und sich in mittlerweile „fremde“ Aufgabengebiete einmischen. Das hat zur Folge, dass sie die eigentlichen Mitarbeiter für unfähig halten, weil Sie es ja besser wissen.

Handlanger statt Kompetenzträger.

Wenn Führungskräfte der Meinung sind, ihre Mitarbeiter wären ohne Kompetenz, könnten deswegen mit Verantwortung nicht umgehen und sollten somit keine bekommen. Übrig bleibt nur die „undankbare“ Handlanger Arbeit.

Wenn Mitarbeiter großes Potential haben, brauchen sie Chancen, dieses zu entfalten. Mehr Verantwortung, ein kleines Team und Freiraum sind die Schlüssel zur Entwicklung. Mitarbeiter wollen für etwas brennen, ihre Ideen umsetzen und vielleicht auch scheitern. Wer das als Führungskraft nicht zulassen kann, weißt dem Mitarbeiter den Weg zum neuen Arbeitgeber und behindert den Erfolg des Unternehmens.

Der Staudamm der Informationen.

„Wissen ist Macht und nichts wissen macht nichts.“ Nach diesem Motto verfahren immer noch viele Führungskräfte. Sie sind der Meinung, die Belegschaft würde all die Informationen ja gar nicht verstehen und man müsse tausende Info Veranstaltungen abhalten, um die kleinen Energiesparlampen zum Glühen zu bringen. Oder zumindest zum Glimmen. In den Zeiten von Wissensmanagement sollten es eigentlich auch die letzte Führungskraft verstanden haben, dass ein gut informierter Mitarbeiter ein entscheidender Wettbewerbsvorteil ist. Denn sonst signalisiert die Führung dem Mitarbeiter „Du bist unwichtig und bist es nicht wert, informiert zu werden.“

Keine begeisternden Ziele.

Schwammige oder nicht definierte Ziele. Keine klare Richtung für den Mitarbeiter. Woher soll dann klar sein, was das Unternehmen und jeder einzelne eigentlich erreichen soll? Die Folge, Arbeit nach Plan, Abarbeitung reinkommender Anforderungen und keine Lust an Gestaltung der eigenen Arbeit. Sieht so ein motivierter Mitarbeiter aus?

Unter Druck entstehen Diamanten… oder Staub!

„Unsere Mitarbeiter performen nur, wenn so richtig Druck aufgebaut wird. Je mehr Druck, desto schneller sind sie.“ Willkommen in der Steinzeit. Der Motivationsmörder auf Platz 1 ist ganz klar Stress. Natürlich ist Stress über einen kurzen Zeitraum positiv. Alles darüber hinaus gefährdet die persönliche Gesundheit und Motivation. Keine Motivation mit Druck. Denn so gibt es bald den nächsten Mitarbeiter mit Burn Out.

„Ned gschimpft is scho globt gnua!“

Der Bayer an sich hat zwar immer recht (denkt er zumindest). In diesem Fall liegt er aber weit daneben. Ungefähr in Franken. Und das liegt ja bekanntlich nicht in Bayern. Wenn gute Ergebnisse als Norm behandelt werden und das große Augenmerk nur auf Misständen liegt. Sobald das Wort „Feedback“ fällt, schaltet der Kopf direkt auf „Oha, was hab ich falsch gemacht?“ Und der Betriebsrat steht schon Gewehr bei Fuß. Dann läuft doch was falsch. Das ist keine vertrauensvolle Basis für ein Team.

Stolz ist, wer gute Arbeit leistet und dafür darf es auch Lob geben. Schon ein simples „Danke“ schiebt dunkle Wolken beiseite und lässt die Sonne am Bürohimmel scheinen.

Lorbeeren für mich! Wasser und Brot für dich!

Das Projekt ist gut gelaufen. Wir haben den Umsatz gesteigert. Die Präsentation vor der Geschäftsführung war ein voller Erfolg. Sehr gut! Aber das Lob steckt der Chef oder der Marketingleiter ein, der seine Präsentation eigentlich nur von anderen hat zusammenstellen lassen. Das klingt wie Freitag der 13. Manchmal ist das allerdings Daily Business. Denn dann werden nur die Misserfolge auf der Karriereleiter nach unten durchgereicht. Wer will da schon seine ganze Energie langfristig einbringen?

Gute Ideen anderer sollten nie als die eigenen ausgegeben werden. Das Lob soll der bekommen, dem es zusteht. Der Erfolg ist ansonsten nur von kurzer Dauer. Genau so lange, bis der Leistungsträger weg ist.

„Einer von uns beiden ist schlauer als Du.“

Das ist keine positive Kritik, sondern die Tatwaffe beim Motivationsmord. Wenn Kritik nicht sachbezogen ist, sondern persönlich angreifend und verletzend, geht jetzt Motivation und Vertrauen auf die Reise zum Mitbewerber. Also bevor die Keule ausgepackt wird, lieber erstmal drüber schlafen und Wertschätzung sowie Respekt üben.

Leuchtturm statt Fürst der Finsternis.

Der Chef sollte ein Leuchtturm sein.

Ewige Skeptiker, Zyniker, Nörgler, Tyrannen, Choleriker. All das sind Qualifikationen, die in dieser Rolle falsch aufgehoben sind. Denn wenn eh alles schlecht, warum soll ich noch motiviert sein?

Management by Fear? Wenn der Chef oder die Kollegen nur am Brüllen sind, habt ihr dann Respekt vor ihnen? Wahrscheinlich eher Angst. Und wer möchte schon seine Zeit und Energie mit einer respektlosen Person verbringen, die jederzeit einen Wutanfall ihr eigen nennen kann. Auch ich habe aus genau diesem Grund schon einmal den Job gewechselt. Diese Form der Wertlosigkeit sollte niemand erfahren. Denn sachlicher und professioneller Ton macht die Musik. Auch wenn man nicht immer in den Charts ist.

Unsicherheit

Wer ist schon gerne permanent das „Bulls Eye“ auf der Dart Scheibe im Chef Büro? Stets im Fokus wenn es um die Suche nach dem Schuldigen geht.

Ständige Berater und Optimierer die durch die Gänge schweben. Beides sorgt für Unsicherheit und Existenzangst der Mitarbeiter. Und mit dem Kopf voller Ängste und Sorgen bleibt wenig Denkraum für berufliche Leistungen.

Vetternwirtschaft und Superstarkultur.

Neben der Dart Scheibe gibt es auch oft den heiligen Gram im Chefbüro. Der Chef ist auch nur ein Mensch und so entscheidet Sympathie und Antipathie als Maßstab über die Beurteilung der Mitarbeiter. Ganz unabhängig ihrer eigentlichen Leistung. Die Auswirkung auf die Moral der Truppe ist hier jedem bewusst.

Es gibt immer die extrovertierten Kollegen, die jederzeit herausstechen. Eben weil sie extrovertierter sind, oder sich besser verkaufen und manchmal auch bessere Arbeit machen. Aber deswegen sollte hier keineswegs die Vetternwirtschaft an der Tagesordnung sein. Da sonst das Team ziemlich schnell sehr viel kleiner wird.

TEAM = „Toll, einer alleine macht’s!“ Und meistens ist der „andere“ der Dumme, der alles gibt. Frust und Moralverlust? Direkt vorprogrammiert. Denn das beste Pferd im Stall wird das nicht ewig mitmachen, wenn die hübschen Ponys auf der Weide immer das leckere Futter bekommen.

Dann lieber alle über einen Kamm und alle auf die Wiese? Nein, das ist auch nicht optimal. Denn schnell kommen die fleißigen Bienchen auf den Schluss „Egal, wieviel Herzblut in der Sache ist, Wertschätzung wird es nicht geben“ und schon wird der Bienenstock leer und der Honig bleibt aus.

Email Schlachten und das Meeting Monster.

Du kennst doch das Sprichwort „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“ Im Büro Alltag heißt es dann „Vor lauter Beschäftigung komm ich gar nicht zum Arbeiten“. 9 Uhr, der erste Kaffee, Outlook wird geöffnet. Die schöne leere Inbox von gestern Abend beheimatet direkt wieder 50 Emails. Davon sind 10 Meeting Einladungen. Meetings an denen ihr „aus Gründen“ unbedingt teilnehmen müsst. Zeitfresser. Alles Zeitfresser. Die Meetings hatten alle keinen Mehrwert geschweige denn Inhalt. Und die E-Mail Lawine wäre mit 3 Telefonaten erledigt gewesen. Aber „Wer schreibt der bleibt“ – Was für ein Blödsinn.

Und dann habt ihr euch doch tatsächlich 30 Minuten Zeit freigeschaufelt, schon steht ein Kollege neben euch, ob ihr seine Email schon gesehen habt. Nein, denn Email ist kein Echtzeitmedium.

Und am Ende des Tages habt ihr kaum was erledigt, außer die Inbox zu leeren und gefrustet nach Hause zu gehen. Das klingt nach Spaß? Nein? Stimmt.

Also lieber weniger schreiben und mehr persönlich und auf Augenhöhe miteinander rein.

Einsame Entscheidungen im Elfenbeinturm.

Gleichgültige Mitarbeiter sind ein klares Ergebnis von einsamen und zwanghaft durchgesetzten Entscheidungen aus der Führungsetage. Der Mitarbeitet fühlt sich unwichtig und gehört nicht dazu. Warum soll er dann noch mitdenken? Das wird scheinbar nicht gewünscht.

Einsame Entscheidungen von „denen da oben“ werden oft kontrovers diskutiert. Kurswechsel vorbei an der eigentlichen Basis obwohl diese betroffen ist, bringen immer einen Motivationsverlust mit.

Also lieber Betroffene zu Beteiligten machen und den Menschen zuhören. Denn jeder hat etwas zu sagen. Als Führungskraft heißt es eben einfach nur zuhören und einbinden.

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?

Es gibt nichts schlimmeres als ein Vertrauensverlust. Und falsche Versprechungen und eine große Lücke zwischen Gesagtem und dem was getan wird, tragen enorm dazu bei. Denn auch wenn in manchen Chefetagen die Meinung herrscht, so ist der Mitarbeiter doch nicht dumm und sieht diese Lücke schnell.

Große Versprechungen ohne folgende Taten. Auch das steigert nicht gerade die Motivation.

Mitarbeiterentwicklung? Das machen wir später.

CFO fragt den CEO: „Was passiert, wenn wir in die Entwicklung unserer Mitarbeitenden investieren und dann verlassen sie unsere Unternehmung?“

CEO: „Was passiert, wenn wir nicht investieren und sie bleiben?“

Diesen Dialog kennt ihr, oder? Aber da steckt soviel wahres drin. Der richtige Mitarbeitet wird stets versuchen, etwas neues zu lernen. Er will weiterkommen. Seinen Beitrag leisten. Und die Investition in seine Weiterbildung bringt dem Unternehmen mindestens genauso viel wie dem Mitarbeiter selbst.

Und daher wäre es ein großer Fehler, wenn in Zeiten vom Sparschweinfetischismus und Kürzungen die Entwicklung der Mitarbeitet auf der Strecke bleibt. Natürlich kann man es einschränken, aber jedes Bildungsbudget zu streichen… Da kann ich meine Brille abnehmen und einen Blick aus dem Fenster werfen und feststellen „Ganz schön kurzsichtig…“

Passierschein A38 bitte!

Auch das Arbeitsleben braucht Regeln, gerade in Deutschland. Aber mal im Ernst, die meisten Regulierungen sind für die Mitarbeiter kaum oder gar nicht nachvollziehbar. Beispiele? Kein Problem:

  • Kein Homeoffice, weil da arbeitet man ja nichts.
  • Pflanzen über 60 cm im Büro? Erlaubt der Hausmeister nicht.
  • Einen Sitzball? Da ist man ja nicht versichert!
  • Musik hören im Büro? Lenkt ab!
  • Internet an den PCs der Buchhaltung? Braucht doch kein Mensch.
  • Der Trend in der Werkstatt geht zu offline Das Licht machen wir ja auch mit dem Hammer aus.
  • Post Its an den Fenstern? Das verschandelt das Flur Bild
  • Kaffee am Arbeitsplatz? Völlig ungesund (dieses Unternehmen hatte mal ein Raucherzimmer)
  • Nach 2 mal Klingeln muss man am Telefon sein, sonst arbeitet man schließlich nicht
  • USB Hub? Du hast doch 2 freie Anschlüssel, das reicht

Da macht das Arbeiten Spaß, oder? Also lieber die ein oder andere seltsame Regelung überdenken.

Vorgesetzter ist nicht gleich Führungskraft.

Oft wird der beste Vertriebler im Unternehmen zum Vertriebsleiter gemacht. Aber will er das? Und vor allem, kann er das? Möchte er nicht lieber in seinem BMW sitzen und mit Herz und Begeisterung die Waren an den Kunden verkaufen? Anstatt Mitarbeiter zu führen?

Aktuell erlebe ich es gerade im persönlichen Umfeld. Da gibt es einen Vorgesetzten, der super Projekte umsetzen kann. Geb ihm ein Thema zum Durchbeißen und Realisieren. Er ist dein Mann. Aber Führungskraft? Ich rede noch nicht mal von Leadership. Führungskraft ist er nicht. Völlig unfähig seine besten Mitarbeiter weiter zu entwickeln und zu fördern. Kein Augenmerk auf das beste Pferd im Stall. Der Blick verharrt auf den Ponys auf der Weide. Die zwar gut aussehen aber kein Rennen gewinnen werden.

Doch auch in diesem Unternehmen kennt die Karriereleiter nur einen Weg und der geht nach oben. Schade. So viel verlorenes Potential. Gut ist dann, wenn der Mitarbeiter auch ohne solch einen Vorgesetzten sich selbst und das Unternehmen im Blick hat. Ganz ohne Management 1.0

Motivation kommt von innen.

Jeder Mensch ist stets bemüht weiter zu kommen, sein bestes zu geben. Er will Bedeutung haben. Und das alles ganz ohne Zutun von außen. Also sollte genau dieser Motivation nichts im Wege stehen. Aus Vorgesetzten müssen Anführer, Helden, Partner, Mentoren werden. Denn nur so bleibt die Moral nicht auf der Strecke und Mitarbeiter loyal und zufrieden. Schließlich sollte der Solgan „Büro ist Krieg“ nur bei Stromberg gelten.

Buchempfehlungen

Quelle und Inspiration

https://www.wirtschaftswissen.de/personal-arbeitsrecht/mitarbeiterfuehrung/motivationstechniken/diese-9-verhaltensweisen-demotivieren-ihre-mitarbeiter
https://www.stern.de/wirtschaft/news/job–wenn-chefs-ihre-mitarbeiter-demotivieren—die-10-haeufigsten-fehler-7668406.html
https://www.zeitblueten.com/news/demotivieren-mitarbeiter
https://karrierebibel.de/mitarbeiter-binden
https://t3n.de/news/mitarbeiter-kuendigen-jobwechsel-gruende-1141397
https://www.unternehmer.de/management-people-skills/181948-vergraulen-chefs-ihre-besten-mitarbeiter-fehler
https://www.experto.de/businesstipps/menschen-treten-firmen-bei-und-verlassen-ihre-manager.html
https://karrierebibel.de/demotivation/

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